Triathlontraining im Trentino: condizioni eccellenti!

Tolle Trails führen rund um den Levico-See, auf der Ostseite flach, auf der Westseite rauf und runter. (Foto: sic)

Tolle Trails führen rund um den Levico-See, auf der Ostseite flach, auf der Westseite rauf und runter. (Foto: sic)

Man sagt, dass italienische Hotels laut sind, aber das stimmt nicht. Es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel das Sport- und Wellness-Hotel Cristallo in Levico Terme. Levico Terme ist ein Städtchen in der Region Trentino, etwa 20 Kilometer östlich von Trient und 80 Kilometer südlich von Bozen. Klar, auch hier läuten mal die Kirchenglocken und auch hier kommt die Müllabfuhr wie überall auf der Welt am frühen Morgen, weil anscheinend die Mülltonnen grundsätzlich nur frühmorgens und mit viel Getöse ordnungsgemäß geleert werden können. Aber ansonsten ist es im Cristallo wirklich schön ruhig – keine krakeelenden Kinder, keine Partygänger, die spät nachts singend und lärmend heimkommen. Sondern im Wesentlichen ausgewachsene Sportler, die nach Löwenstein – so der deutsche Name für Levico – gekommen sind, um in der wunderbaren Landschaft draußen zu sein und ihr Hobby zu betreiben und sich von der leckeren Küche des Cristallo verwöhnen zu lassen.

„Wir wollen das beste Bike-Hotel in Italien werden“

Das Hotel ist schon 50 Jahre alt, aber das Alter merkt man ihm nicht an. Alles ist modern und zeitgemäß. Allein in diesem Winter haben die Brüder Acler, denen das Hotel gehört, 400.000 Euro in die Renovierung der Zimmer und des Restaurantbereichs gesteckt. In den vergangenen fünf Jahren, erzählt mir Daniele Acler, hat die Familie drei Millionen Euro in die Modernisierung des Hotels investiert. Das Geld ist gut angelegt. Im gesamten Hotel dominiert helles Holz, die Zimmer und die Bäder sind modern und freundlich eingerichtet, die Betten bequem (wenn auch für meinen empfindlichen Luxuskörper einen Tick zu hart), und im gesamten Hotel gibt es W-LAN kostenlos. Dass man sich in einem Sporthotel befindet, sieht man schon direkt beim Einchecken. Überall gibt es Aufsteller, Bilder, Zeitschriften und Karten. Bei unserem Besuch standen in der Lobby ein Rennrad, ein Triathlonrad sowie zwei Mountainbikes. Beim Check-in bekommt man  auch direkt Kartenmaterial und Tourenvorschläge für Mountainbike- und Rennradtouren in die Hand gedrückt.

Dem eigenen Fahrrad per TV beim Schlafen zusehen

„Wir wollen das beste Bike-Hotel in Italien werden“, sagt Daniele mit dieser typisch italienischen Lässigkeit. Dass dies ein ehrgeiziges Ziel ist, wissen er und seine Brüder natürlich selbst. Aber Daniele glaubt an seine Chance. Vielen Radsportlern geht der Trubel und der Massentourismus am nahen Gardasee zunehmend auf die Nerven. Hier in Levico Terme finden sie genauso gute Bedingungen vor, haben aber schlicht und ergreifend mehr Platz. Eine Vielzahl von traumhaften Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen sowohl für Rennradler als auch für Mountainbiker bieten ein abwechslungsreiches Programm für alle Leistungsklassen. Auch die Hotelleistungen können sich sehen lassen: abgeschlossene Bike-Garage mit Videoüberwachung (wer will, kann seinem Fahrrad über seinen Fernseher vom Zimmer aus beim Schlafen zusehen), Werkstatt, eine moderne „Bike-Waschmaschine“ (die alleine schon 3.000 Euro gekostet hat), geführte Touren, Verleih von GPS-Geräten, Sauna, Massage und vieles mehr stehen den Gästen zur Verfügung. Natürlich kann man im Hotel auch Fahrräder leihen, aber wozu? Einer der Vorteile im Vergleich zu Mallorca oder den kanarischen Inseln besteht ja gerade darin, dass man ohne großen Aufwand sein eigenes Fahrrad im Auto oder auf dem Autodach mitnehmen kann. „Viele Gäste bringen sowohl ihr Rennrad als auch ihr Mountainbike mit“, sagt Daniele. So haben sie noch mehr Abwechslung und können die ganze Schönheit der Region genießen.

Und dann erst das Essen! Das Essen ist eine Wucht. Gesund und lecker, das meiste aus der Region, alles abgestimmt auf den erhöhten Kalorienverbrauch der Sportler. Mit anderen Worten: Wer hier aus dem Vollen schöpft und keinen Sport macht, der fährt mit zwei, drei Kilo mehr auf den Rippen nach Hause. Jeden Nachmittag zwischen vier und fünf treffen sich die Sportler nach der Tour in der Hotellobby, um bei Suppe, Snacks und Kuchen von ihren Heldentaten des Tages zu berichten. Oft werden diese nach zwei gut gefüllten Gläsern Aperol Spritz noch beindruckender. Dann kann es auch schon mal ein bisschen lauter und fröhlicher werden.

Triathletes welcome!

Daniele möchte sein Hotel gerne bei Triathleten bekannter machen, denn er ist davon überzeugt, dass das Cristallo und die Region um Levico Terme auch für die Dreikämpfer ideale Voraussetzungen bietet. Nach unserem Besuch finden wir das auch. Gut, das Cristallo hat keinen Pool zum Schwimmen, zumindest keinen, der aus Triathletensicht diesen Namen verdient. Aber nur einen halben Kilometer vom Hotel entfernt steht das Piscina Comunale Levico Terme, ein modernes Schwimmbad mit einem 25-Meter-Becken und sechs Bahnen. Und das bei einer Gemeinde von gerade einmal 8.000 Einwohnern! Bei unserem Besuch waren vier Bahnen für Schwimmer mit Leinen abgetrennt, und auf jeder Bahn schwamm genau eine Person. Da kann man nicht meckern. Für Trainingsgruppen lassen  sich nach vorheriger Absprache zu bestimmten Zeiten eine oder zwei Bahnen reservieren. So erzählte mir Daniele, dass in der Woche vor Ostern eine 60-köpfige Triathlongruppe aus Regensburg ein Trainingslager im Cristallo verbrachte, und die hatte selbst ohne Voranmeldung im Hallenbad keine Probleme. Im Sommer bietet sich natürlich auch die eine oder andere Einheit im Levicosee an, der bis zu 25 Grad warm wird.

Zum Thema Rad fahren im Trentino muss man sicher nicht viel sagen. Die Region ist wie wie vom Lieben Gott für Radfahrer geschaffen, egal ob Rennradfahrer oder Mountainbiker. Sagenumwoben der „Kaiserjägerweg“, der von Levico Terme aus in Angriff genommen wird. „Steil in den Berghang gehauen, ist er ein Traum für jeden passbegeisterten Radler“, schreiben die Experten von der Internetseite quäldich.de. Die Teilnehmer der TOUR Transalp 2016 können davon sicher heute noch ein Lied singen, denn die letzte Etappe des Rennens ging vor einem Jahr von Levico Terme eben über diesen Kaiserjägerweg nach Riva del Garda am Gardasee.  (Wer diese letzte Etappe mit 95 Kilo- und 2.500 Höhenmeter noch einmal fahren möchte, findet hier die Infos und Daten zum Herunterladen.)  Doch es geht im Trentino nicht nur entweder bergauf oder bergab. Wer auf seiner Triathlonmaschine auch mal auf flachem Terrain richtig Gas geben will, hat dazu auch die topographische Gelegenheit. Im Hotel gibt es sehr gutes Kartenmaterial, und schon auf der Homepage des Hotels kann man vor Reiseantritt ein paar Tourenvorschläge studieren. Darüber hinaus bieten die Guides um Daniele wöchentlich vier verschiedene Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zum Erkunden der Gegend an. Und wer sich dann immer noch nicht auf eigene Faust nach draußen traut, sichert sich für wenig Geld die persönliche Unterstützung durch einen ortskundigen Guide.

Singletrails ohne Ende

Bleibt noch das Laufen. Ich sag nur eins: Ein Traum. Ein Traum jedenfalls für alle, die gerne Trails laufen. Keine Bange, man kann am Levicosee auch auf flacher Strecke laufen. Am Ostufer verläuft ein flacher Spazierweg ohne Höhenmeter bis zur Nordspitze des Sees. Länge etwa vier Kilometer. Für eine schnelle Tempoeinheit sollte das reichen (es geht ja auch wieder zurück). Schöner ist es aber, wenn man weiterläuft und den See komplett umrundet. Denn die Westseite bietet erstklassige Trails, auf denen man auch noch reichlich Höhenmeter sammeln kann. Die einfache Seerunde ist mit knapp neun Kilometer angegeben, sie läßt sich aber beliebig verlängern.

Wer noch ein paar Höhen- und Kilometer mehr sammeln will, der läuft vom Hotel aus zunächst etwa 15 Minuten bergauf zur Festung „Forte Delle Benne“ und von dort weiter in nördlicher Richtung stetig talwärts weiter. Am Ende des Fortweges überquert man die Landstraße und läuft eine schmale Teerstraße ein paar hundert Meter Richtung Tenna. Am Ende biegt man links ab und dann gleich wieder rechts runter den Trail zum See. Dann wie bei der Seerunde an der Westseite zurück nach Levico oder, wem das noch immer nicht reicht, noch einmal einen der Singletrails den Berg hinauf Richtung Tenna und von dort aus nach Levico. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, über den Spazierweg an der Ostseite des Sees ohne weitere Höhenmeter zurück nach Levico zu laufen und noch ein paar schnelle Kilometer einzulegen. Dass jeder der zahlreichen Wanderwege auch zum Laufen geeignet ist, muss hier sicher nicht groß ausgeführt werden. Daher ist die Region auch für Trailrunner ein Traum.

Fazit: Okay, für einen Familienurlaub mit Kind und Kegel gibt es sicher besser geeignete Destinationen. Aber für Triathleten und Triathletinnen ist das Hotel Cristallo eine absolute Empfehlung. Die sportliche Infrastruktur ist gut, der Service ist klasse, das Personal freundlich und das Essen der Hammer.

Hier geht´s zur Hotelseite: http://mein-triathlonhotel.de/sport-wellness-hotel-cristallo-trentino/

11811562_10204811383391059_3124863229431641804_n  Autor: Damian Sicking