Auch im Playitas ist nicht alles Gold, was glänzt

„Im Trainingslager ist das Essen für mich elementar“, sagte kürzlich der diesjährige Hawaii-Siebte  Boris Stein im Interview mit mein-triathlonhotel.de. Dass in dieser Hinsicht auch Top-Hotels noch reichlich Luft nach oben haben, musste jetzt Markus aus Stuttgart erleben, der sich für zwei Wochen im Las Playitas auf Fuerteventura zum Training aufhielt. Hier sein Bericht:

Vorab muss man sagen, dass die Sportanlagen im Playitas super sind, insbesondere der perfekt beheizte 50-Meter-Pool. Leider kostet der 2,70 Euro die Stunde und Person, aber das hält immerhin die Planschgäste fern. Die Leihräder sind gut, die Preise gehoben, aber noch in Ordnung. Bei den Laufstrecken würde man sich auch etwas Flacheres wünschen, das gibt die Landschaft aber wohl nicht her. Dass man für die kleine Rad- und Laufstreckenkarte je 5 Euro zahlen soll ist eine Unverschämtheit.

Die Zimmer sind einfach, geräumig und etwas in die Jahre gekommen aber sauber, also völlig in Ordnung. Die Matratzen waren sehr gut, nicht zu hart und nicht zu weich für meinen Geschmack. Das Doppelbett bestand aber leider aus zwei zusammengestellten Betten. Auf der Ritze liegt es sich nicht gut, da die Matratzenkanten sehr hart sind. Gelegentlich war im Zimmer bis spät in die Nacht ein dumpfes Brummen zu hören, was aber nach ein paar Minuten auch wieder vorbei war. Das muss irgendwoher aus dem Gebäude gekommen sein, da dies auch von anderen Gästen bestätigt wurde. Morgens wird man ab um ca. 7 Uhr durch den Rasenmäher des Golfplatzes geweckt, späestens aber durch die sehr laute Musik der morgentlichen Aerobic- / Gymnastikkurse. Durch die Kessellage und den Wind werden Geräusche sehr gut über die ganze Anlage verteilt. Dass der Zimmertresor zusätzlich 2,50 Euro pro Tag kostet, ist die nächste Unverschämtheit.

„Das Essen im Playitas ist eine Katastrophe“

Was wirklich eine Katastrophe ist, ist das Essen. Ich war zuletzt „All inclusive“ im Riu Oliva Hotel auf Fuerteventura, was, soweit ich mich erinnere, offiziell eine Kategorie darunter und natürlich kein Sporthotel ist. Es kostet die Hälfte, die Zimmer sind ähnlich ausgestattet und geräumig, das Bad etwas schlechter und die Anlage nicht ganz so schön. Das All-inclusive-Essen ist aber deutlich besser, frischer und abwechslungsreicher und mit viel mehr Auswahl! Dazu gibt es noch zwei kostenlose Themenrestaurants mit chinesischer und kanarischer Küche. Exzellent ist das Essen dort auch nicht, aber wesentlich besser als im Las Playitas, und es soll obendrein nicht für aktive Menschen und Sportler sein!

Im Las Playitas geht das Frühstück noch am ehesten und bekommt von mir die Note „ausreichend“. Highlight sind die zwei frisch zubereiteten Smoothies, die wirklich lecker, mit „healthy food“ betitelt und die Zutaten aufgelistet sind. Der Rest ist weniger healthy, und manchmal möchte man auch lieber nicht so genau wissen, was drin ist… Billigster Pressschinken und Wurst mit leuchtenden Farbstoffen, Billigkäse, das übliche Müsli mit ein paar Nüssen und Dörrobst, Billigstjoghurt mit Erbeeraroma, der in herrlichem E120-Rosa erstrahlt. Der Speck zu den Spiegel- oder Rühreiern ist völlig abgestanden und gräulich-lätschig. Eine überschaubare Brotauswahl wird geboten. Extrem wichtig für mich beim Frühstück ist ein leckerer Kaffee! Hier wird der Kaffee aus einem Selbstbedienungsautomaten in drei Sekunden als schaumige Plörre aus Instant Kaffee- und Milchpulver in die Tasse gerotzt. Einen „guten“ Kaffee kann man auch gegen Bezahlung nicht bekommen, da die Bar, an der  es den geben könnte, erst nach dem Frühstück öffnet. Wirklich gut ist der Kaffee dort aber auch nicht, falls sich jemand Hoffnung machen sollte. An manchen Tagen war es nicht mal auf Nachfrage möglich, eine bei Sportlern bekanntermaßen beliebte Banane zum Frühstück zu bekommen.

„Schwach anfangen und dann stark nachlassen“

Vom durchwachsenen Frühstück geht es dann steil bergab. Billigste Rindfleisch-Schuhsohlen oder staubtrocken gebratenes Putenfleisch! Wir sind in Spanien, das Meer mit frischem Fisch ist vor der Tür, und was gibt es? Pangasiusfilet aus chinesischer Reisfeld-Züchtung! Die Nudeln sind leider verkocht und mit viel zu wenig Salz zubereitet, gerne auch schon mal vertrocknet. Das Pasta Desaster perfekt machen fettige angedickte Käse-, Sahne-  und  Tomatensaucen mit Maggi-Giftküchen-Aroma. Ein geriebener Industriekäse steht bereit, um wenigstens ein klein bisschen Geschmack auf den trostlosen Teller zu bekommen.

Die Vorspeisen sind mit farbstofftriefenden leuchtenden Mayonnaisen zugeschmiert. Ein Nudelsalat besteht aus Nudeln mit ein paar Cocktailtomaten, oder es wird einfach der Inhalt einer Tunfischdose auf eine Platte mit Salatblättern gekippt. Voilà der Koch hat gesprochen! Die Reste von Vortag werden auf kleinen Tellern drapiert, ob diese Reste wirklich zusammenpassen, spielt dabei keine Rolle. Gelegentlich gibt es „Luxusgüter“ wie eine Platte Räucherlachs oder gekochte trockene Scampis, die nach nichts schmecken, vermutlich in Thai Reisfeldern gezüchtet. Die Lasagne trieft vor Béchamelsauce. Wenn es am Vortag Spinat gab, gibt es am nächsten Tag Spinatlasagne. Alles so verkocht, dass sich die Teigscheiben in der Konsistenz kaum noch von der Sauce unterscheiden lassen. Der Salat ist öde, eine Sorte grün, die Karotten aus dem Glas, Gurkenscheiben, rote Zwiebeln, manchmal Mais oder Rotkohl, geschmacklose Tomaten –  Abwechslung gleich Null – die Sauce dazu muss man selbst machen. Dazu gibt es immerhin eine Sorte Olivenöl und einen Rotwein und Balsamessig.

„Leider hatten wir Vollpension“

Als Obst gibt es täglich frische Melone, die meist gut ist, aber Pfirsiche/Birnen/Mandarinen/Ananas aus der Dose, Spargel aus dem Glas, rundgelutschte TK-Karotten. Gibt es frisches Gemüse wie  Zucchini oder Auberginen, ist es meist völlig verkocht. Der Nachtisch besteht aus Tiefkühlgebäck, drei Sorten billigstes Industrieeis im Plastikkübel, Plastikpudding und Saucen aus dem Tetrapack. Lediglich ein offensichtlich frisch zubereitetes lauwarmes clafoutisartiges Gebäck ist genießbar. In den 14 Tagen hier hatte ich Mühe etwas zu finden, was ich nicht einfach nur widerwillig gegen den Hunger runtergewürgt habe, das Meiste wiederholt sich nach ein paar Tagen. Meine Frau hatte aus Frust weitgehend auf eine Melonen-/ Käsediät umgestellt. Leider hatten wir Vollpension. Selten war auch mal etwas Genießbares zu finden wie an einem Sonntag ein saftiges Roastbeef. Eine passende Beilage gab es dazu leider nicht.

Ergänzend muss man noch sagen, dass der Service im Restaurant zwar sehr freundlich, aber trotzdem unter aller Sau ist. Wenn man es nicht schafft, die Aufmerksamkeit eines der hektischer herumrennenden Mitarbeiter auf sich zu ziehen, kann es auch mal 20 Minuten dauern, bis man etwas zu trinken bekommt. Oder man geht nach 40 Minuten wieder, ohne etwas getrunken zu haben. Die leeren Teller werden trotz der Hektik und ständigem lautem Geklappers zu selten abgeräumt. Das ganze liegt nicht am sehr freundlichen Personal, sondern daran, dass es einfach zu wenig Personal ist. Weshalb man zudem aufgefordert wird, sich abends als Mann eine lange Hose anzuziehen, ist mir ein Rätsel. Meint man, das sei ein gutes Restaurant, in dem sich das so gehört?

„Fazit: Das Playitas könnte ein tolles Triathlonhotel sein…“

Als Fazit kann ich sagen, dass das Las Playitas ein wirklich tolles Triathlonhotel sein könnte! Grundlage für den Sport ist für mich aber eine gute Ernährung, und die gibt es hier einfach überhaupt nicht. Von mir bekommt das Las Playitas deshalb von 5 auch nur 3 Punkte. Für den gezahlten Preis ist das Essen eine Zumutung, und für Leute mit auch nur etwas Anspruch an gesunde Ernährung ein Grund, woanders hin zu gehen. Andere Hotels bekommen das für weniger Geld viel besser hin! Am Ende des Urlaubs geht man mit einem lachenden und einem weinenden Auge: weinend wegen des schönen Wetters, der gelungene Anlage mit dem herrlichen 50-Meter-Pool; lachend, weil man endlich mal wieder was Gutes zu Essen bekommt, wenn man zuhause ist.