Nils Goerke im Interview: „Der Club LaSanta auf Lanzarote ist schon sehr nahe am Optimum“

Der ehemalige Triathlonprofi Nils Goerke hat in seiner aktiven Zeit viele Triathlonhotels und -resorts kennen gelernt. Auch in seiner jetzigen Tätigkeit als Coach trifft man ihn mit seinen Athleten immer wieder in den Trainingscamps vor allem in Europa. Wir wollten von ihm wissen, welche Anforderungen er an sein Triathlonhotel stellt und wo es ihm am besten gefällt.

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Auf ein Schwimmbecken und auf gutes, sportlergerechtes Essen kann Nils Goerke bei einem Triathlonhotel nicht verzichten. (Foto: Enrico Müller)

Nils, du hast im Verlauf deiner Karriere schon viele Hotels und Resorts kennengelernt. Nach welchen Kriterien suchst du dir dein Triathlonhotel bzw. Resort aus?

Elementar sind natürlich die Schwimmmöglichkeiten und die Rad- und Laufstrecken in der Nähe des Hotels. Je näher das Trainingslager am Wettkampfhöhepunkt ist, um so wichtiger finde ich die kurzen Wege, damit die Regenerationszeiten perfekt sind. Wenn es ein längeres Trainingslager ist (traditionell im Winter), finde ich es hingegen wichtig, dass man auch das normale Leben vor der Nase hat. Also ein paar nette Cafes, Restaurants, Orte zum Abschalten vom Training. Gutes Wetter ist natürlich ein Muss, sonst kann ich ja auch Zuhause trainieren.

Was ist das beste Triathlonhotel, das du kennst und warum?

Ich denke, der Club La Santa auf Lanzarote ist schon sehr nahe am Optimum. Die Trainingsstätten sind perfekt, die Strecken abwechslungsreich und die Atmosphäre durch die vielen unterschiedlichen Sportler top. Dazu das Surfer Hang Loose Ambiente im Ort La Santa, welches zumindest ein kleines bisschen für Abwechslung sorgt. Und im Ort kann man auch dem einzigen Minus ein bisschen entgehen, dem doch recht durchschnittlichen Essen im Club.

Welche zwei weiteren Hotels findest du gut?

Das Playitas auf Fuerteventura ist sehr ähnlich, wobei ich Fuerte langweiliger finde als Lanzarote. Ein absolutes Highlight des Jahres ist für mich persönlich immer wieder das Triathlon-Camp im Robinson Club Cala Serena auf Mallorca, wobei es dort eher ein „Trainingsurlaub“ ist. Die Sportstätten sowie die Rad- und Laufstrecken sind ein kleiner Kompromiss, dafür sind die Location, die Atmosphäre und das Essen unschlagbar.

Wie sieht das perfekte Triathlonhotel aus, über welche Ausstattung muss es idealerweise verfügen und wo (in welchem Land) liegt es?

Das perfekte Triathlonhotel liegt im südlichen Gefilde am Meer in den Bergen. Umgeben von Wäldern zum Laufen, im näheren Umkreis ein Stadion mit einer 400-Meter-Bahn. Im Hotelkomplex ist ein Top-Kraftraum und ein 50-Meter-Becken zum Schwimmen. Es ist aber nicht nur voll mit Sportlern, sondern auch mit normalen Leuten, die nicht in Radbekleidung und Finishershirts zum Essen kommen und abends auch mal an der Bar sitzen. In der Nähe des Hotels ist zudem ein kleiner Ort mit netten Cafes und Restaurants.

Worauf kannst du bei einem Triathlonhotel auf keinen Fall verzichten?

Aufs Schwimmbecken und auf ein gutes, sportlergerechtes Buffett.

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Nils mit einer seiner Trainingsrgruppen auf Hawaii. (Foto: Enrico Müller)

Welche Rolle spielen für dich Kriterien wie ruhiges Zimmer, gute Betten, leckeres und sportgerechtes Essen etc.?

Ich denke, diese Punkte sind ein Muss, wenn man sich wirklich aufs Training konzentrieren will. Wobei, wie gesagt, das Essen bei meinem Favoriten LaSanta sicher ein bisschen abfällt.

Und wie sieht es bei diesen Kriterien in der Praxis aus? Machen die Hotels da einen guten Job?

Ich glaube, die Sporthotels wissen schon sehr genau, worauf es den Sportlern ankommt. Gerade auf Mallorca sieht man in den letzten 10-20 Jahren ganz extrem, wie die Hotels immer triathlonlastiger geworden sind. Mittlerweile gibt es wirklich viele Hotels mit 25-Meter-Becken in der Anlage, Fahrradkeller, Werkstätten, ruhigen Zimmern und auch solidem Buffet. Gerade das Essen ist aber natürlich eine Riesen Herausforderung, denn die Athleten essen einfach auch Unmengen. Und wenn dann die Frische und Qualität stimmen soll, dann wird es natürlich teurer und damit wieder schwerer für den Betreiber.

Nimmst du dein Rad mit ins Trainingslager oder mietest du dir eins vor Ort? Welche Erfahrungen hast du mit Mieträdern gemacht bzw. worauf muss man achten?

Ich persönlich nehme eigentlich immer mein eigenes Rad mit, da es mir einfach auch viel mehr Spaß macht. Leihräder sind halt immer ein Kompromiss, wobei auch hier in den letzten Jahren sehr viel passiert ist im positiven Sinne. Die Leihräder sind zum Großteil schon recht gut und gepflegt. Will man aber richtig ambitioniert tranieren, dann sollte man schon auf seinem eigenen Rad trainieren.

Über was ärgerst du dich in den Hotels am meisten bzw. am häufigsten?

Ehrlich gesagt finde ich Trainingslager immer viel zu genial, um mich über irgendetwas nachhaltig oder länger zu ärgern 😉

Hast du einen Tipp, was die Hotelmanager besser machen sollten?

Ich finde, die kleinen Dinge machen den Unterschied: Waschservice mit Wäschesack im Zimmer, markierte Routen, frisches Essen, guter Kaffee zum Frühstück, ein gut ausgestattes Gym, vielleicht 2-3 Rollentrainer, wenn es doch mal regnet, markierte Strecken, Wellenbrecherleinen und eine Uhr am Beckenrad, nette Chill-Areas, gutes Wifi auf den Zimmern – die Kunst ist es, dass die Details überzeugen. Dann komme ich gerne wieder und zahle auch ein paar Euro mehr.

Vielen Dank, Nils!