Insider: Viele Triathlonreise- und Campveranstalter ignorieren gesetzliche Vorgaben

In diesen Wochen packen wieder viele Triathleten ihre Koffer und fliegen (oder fliehen) in wärmere Gefilde, um sich in einem Trainingslager auf die kommende Saison vorzubereiten. Im Interview mit mein-triathlonhotel.de erklärt Ewald Schilberz*, Chef von Pro.TrainingTours, was man bei der Auswahl seines Reiseanbieters und seines Reiseziels beachten sollte.

Herr Schilberz, viele Triathleten gehen in den kommenden Wochen ins Trainingslager, um sich auf die kommenden Saison vorzubereiten. Worauf müssen Athleten bei der Auswahl des Trainingscamp-Anbieters achten?

Die Zahl der Anbieter hat in der letzten Zeit deutlich zugenommen. Das mag aus Sicht der Kunden auf den ersten Blick erfreulich sein, man muss aber aufpassen. Denn viele Veranstalter ignorieren die gesetzlichen Regeln, nach denen sich ein Reiseveranstalter zu richten hat oder kennen diese gar nicht. Sie wissen oftmals nicht, was sie tun! Für die Organisation und Durchführung eines Trainingslagers reicht es eben nicht, ein guter Triathlet (gewesen) zu sein oder ein Sportdiplom in der Tasche zu haben.

Schilberz

Triathlonreiseveranstalter Ewald Schilberz: Bei der Auswahl des Trainingslagers sind nicht nur sportliche Aspekte wichtig. (Foto: Pro.TrainingTours)

Von welchen gesetzlichen Regeln sprechen Sie?

Da gibt es vor allem die Insolvenzschutzversicherung, die der Gesetzgeber vorschreibt, um die Verbraucher für den Fall zu schützen, dass ihr Reiseveranstalter in finanzielle Schwierigkeiten gerät und zugesagte – und vom Kunden bereits bezahlte – Leistungen nicht mehr erbringen kann. Weiterhin haben die Anbieter eine sogenannte Veranstalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. Diese schützt den Veranstalter vor der Zahlung möglicher Schadensersatzansprüche, sofern dem Reisegast ein Schaden zugefügt wird, den ein Leistungsträger des Veranstalters zu verantworten hat. Das können zum Beispiel Hoteliers, Transferunternehmen, Ausflugsanbieter oder auch Radvermieter am Zielort sein. Im Schadensfall kann sich der Reisende am Veranstalter schadlos halten und ist so vor langwierige Auseinandersetzungen mit dem Schadensverursacher im Ausland geschützt.

Sportler, die eine Unterkunft direkt buchen, genießen diesen Vorteil nicht.

Und was viele nicht wissen: Gruppen, Vereine und Verbandskader, bei denen die Mitreisenden die Reisekosten vor Ende der Reise zahlen müssen, sind seitens des Gesetzgebers gehalten, die eingezahlten Gelder über eine Insolvenzschutzversicherung zu schützen.

Bei uns sind darüber hinaus alles Trainer freiwillig haftpflichtversichert. Auf der Straße ist alles möglich!

Kann es mir als Kunde nicht egal sein, ob ein Anbieter seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt oder nicht?

Keineswegs! Bei einer fehlenden Insolvenzschutzversicherung kann es Ihnen als Kunde zum Beispiel passieren, dass Sie von Ihrem Urlaubsort nicht wieder nach Hause zurückkommen, falls Ihr Reiseveranstalter inzwischen Pleite gegangen ist. Oder Sie müssen die Rückreise aus eigener Tasche bezahlen.

Wie kann ich als Verbraucher denn erkennen, ob ein Veranstalter die gesetzlichen Bestimmungen einhält oder nicht?

Jeder Veranstalter ist verpflichtet, dem Kunden vor der Zahlung eines Geldbetrages einen sogenannten Sicherungsschein auszuhändigen. Bei uns befindet sich dieser auf der Rückseite der Rechnung. Die dazu benötigte Vorlage wird von dem Versicherer bereitgestellt.

Abgesehen von diesen rechtlichen Aspekten: Was macht ein gutes Trainingslager aus?

In jedem Fall muss in einem zielführenden Trainingslager eine Struktur im Trainingsablauf erkennbar sein. Wenn ich mal ein bisschen Reklame in eigener Sache machen darf. Bei uns sorgt seit rund 20 Jahren der aktuelle DTU-Cheftrainer Ralf Ebli für eine professionelle Struktur unserer Triathloncamps. Er ist nicht nur für die Trainingsinhalte verantwortlich, sondern rekrutiert auch die Trainercrew, die auch von ihm „eingenordet“ wird. Ein Athlet kann also davon ausgehen, dass er an allen von uns angebotenen Orten die gleichen Trainingsstrukturen vorfindet, die von Trainern, die die „Trainerschule“ Ralf Ebli durchliefen, umgesetzt werden. Lange vor der Trainingsreise erhalten unsere Kunden Rollenprogramme zur Vorbereitung auf das Camp, wir bieten während der Camps für besonders Schwimmschwache Schwimmspezials an und dann natürlich die Wochen- oder 14-Tagestrainingspläne.

healthy trail running

„In einem zielführenden Trainingslager muss eine Struktur im Trainingsablauf erkennbar sein.“

Sie kennen fast alle Destinationen und sind immer auf der Suche nach neuen, geeigneten Triathlonhotels und –resorts. Was sind die besten Destinationen für Trainingslager?

Ganz ehrlich: Für mich als Läufer gibt es nichts Angenehmeres, als in den Pinienwäldern nahe Cecina in der Toskana meine Runden zu drehen. Und die Vielfallt der toskanischen Radstrecken ist ebenfalls vom feinsten. Leider sind in Cecina die Schwimmtrainingsmöglichkeiten nur suboptimal. Die von uns in Cecina angebotene Unterkunft bietet leider nur ein unbeheiztes 25 Meterbecken, weshalb wir diese Destination lediglich Athleten anbieten, die Ihr Training in Eigenregie gestalten. Eine Alternative bietet jedoch das örtliche Hallenbad.

Natürlich hängt die Wahl einer Destination von verschiedenen Faktoren ab. Wenn jemand zum Beispiel sein Saisonziel schon recht früh im Jahr hat, braucht er dafür natürlich eine frühe Vorbereitung. Dann geht man auf die Kanaren! Wenn man sich lange Anstiege zu dieser Jahreszeit zutraut, kann es Teneriffa sein. Bei moderateren Einheiten sind es Fuerteventura oder Lanzarote.

Ab Anfang März steht dann Mallorca ganz weit oben. Hier sind sicher der Preis und die für Radsportler hervorragende Infrastruktur entscheidend. Etwas später kommen auch Destinationen, die per PKW erreichbar sind, ins Spiel wie zum Beispiel die Toskana, Kroatien oder auch Österreich. Oftmals reist hier die ganze Familie mit.

Ist es eigentlich üblich, dass Anbieters ihren Guides kein Gehalt zahlen, sondern diese lediglich Kost und Logis erhalten? Wie kommen die Guides dann über die Runden? Müssen sie dann im Winter in einem „Brotjob“ Geld verdienen?

Nun, eigentlich drückt der Begriff Guide nicht wirklich das aus, was die Mädels und Jungs leisten. Für uns sind es Trainer!

Wir übernehmen die Reisekosten und, wie Sie schon sagten, Kost und Logis. Dazu erhalten alle Trainer eine hochwertige Sportsware-Ausstattung unserer Kooperationspartner Cocoon und Sailfish. Und nicht zu vergessen: Die Trainerschule Ralf Ebli ist für alle natürlich gratis!

Bei den Trainern handelt es sich oft um Sport-Studenten oder triathlonbegeisterte Arbeitnehmer, die sich Urlaub nehmen oder Überstunden abfeiern. Natürlich sind alle aktive Triathleten. Es befinden sich aber auch fitte Rentner darunter.

Selbstverständlich nutzen die Trainer die Einsätze auch zur Steigerung ihrer eignen Fitness!

Wir sind stolz darauf, hier auf eine personelle Konstanz verweisen zu können. Viele sind schon zehn Jahre und länger dabei.

Wahrscheinlich ist kein Guide oder Trainer beleidigt, wenn man ihm am Ende des Trainingslagers ein Trinkgeld zusteckt?

Das liegt natürlich im Ermessen des Kunden. Es spricht nichts dagegen.

Triathlon boomt ja seit Jahren. Spüren Sie das auch geschäftlich?

Wir können auf das erfolgreichste Geschäftsjahr unserer Firmengeschichte zurückblicken. Das betrifft sowohl den Bereich Triathlon als auch die restlichen Geschäftsfelder.

Herr Schilberz, vielen Dank für das Interview.

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*Ewald Schilberz ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Pro.TrainingTours GmbH (PTT) in Seeheim-Jugenheim bei Darmstadt. Bereits Mitte der 80er Jahre führte der passionierte Mountainbiker und Läufer nach seinem Sportstudium erste Trainingslager durch. Heute zählt sein Unternehmen zu den führenden Anbietern von Sportreisen und Trainingslagern in den Segmenten Triathlon, Schwimmen, Leichtathletik und Tennis. Homepage: www.protrainingtours.de/